Das Rudel und die Rudelhierarchie

Mit dem Begriff Rudel kennzeichnet man eine Gruppe zusammenlebender Wölfe, die in sich hierarchisch straff organisiert ist. Die Größe eines Rudels kann stark variieren, für den Eurasischen Raum spricht man von einer Durchschnittsgröße von fünf bis acht Tieren. In nördlicheren Regionen treten auch höhere Zahlen auf (bis zu 36 Tiere wurden gemeldet). Solch mitgliedsstarke Rudel haben Vorteile bei der Jagd auf große Beutetiere.

Das Rudel wird vom einem Paar Leitwölfe, dem Alphamännchen und dem Alphaweibchen geführt. Ihnen folgen in der sozialen Rangordnung die sog. Beta-Wölfe, dann die übrigen erwachsenen Wölfe bis hin zu den jeweils zuletzt geworfenen Jungen. Gelegentliche Rangkämpfe bestätigen die Positionen oder sorgen für leichte Veränderungen im Gefüge. Das Zusammenspiel aus Mimik, verschiedenen wolfstypischen Körperhaltungen und gelegentlichen (in der Regel unblutigen) Züchtigungen macht es den ranghohen Wölfen leicht, Ordnung und Disziplin im Rudel aufrecht zu erhalten.

Die Geschlechter sind bei den Wölfen gleichberechtigt, auffällig ist jedoch, dass im Wolfsrudel zwei soziale Rangordnungen nebeneinander existieren: Eine für die Rüden, eine zweite für die Fähen. Rangkämpfe finden demnach nur unter gleichgeschlechtlichen Tieren statt. 

Häufig trifft es zu, dass sich die Rangordnung auch am Alter festmachen lässt: An der Spitze steht ein älterer Wolf und nach unten hin verjüngt sich das Feld.

Während die Rangunterschiede zwischen den ranghohen Wölfen (Alpha, Beta) sehr stark zu Tage treten und sich gut verfolgen lassen, fallen derartige Unterschiede bei den rangniederen Wölfen kaum noch auf.

Während das Rudel viele soziale Funktionen erfüllt (Gemeinschaft, gemeinsame Aufzucht der Welpen etc.) liegt doch ein Hauptaugenmerk auf der Jagd. Viele Beutetiere sind größer als die Wölfe selbst und könnten von einem Einzeltier kaum erlegt werden. Im Rudel jedoch ergänzen sich viele Jäger, auch durch ihren Charakter und ihre individuellen Eigenschaften. Dadurch bilden sie einen starken Jagdverband, der unter vielen Bedingungen überlebensfähig bleibt.